Lerne alles

Was soll man lernen?

Lerne alles, du wirst später sehen, dass nichts überflüssig ist; ein eingezwängtes Wissen macht keinen Spaß.

Hugo von St. Viktor

Kommentar

Eine sympathische Empfehlung eines alten französischen Abtes – er mag schon damals, wie wir heute, keine „Fachidioten“.

Autor und Werk

Hugo von St. Viktor, um 1097-1141

Hugo von St. Viktor schreibt sein Didascalicon. Buchmalerei in der Handschrift Leiden, Bibliotheek der Rijksuniversiteit, Vulcanius 45, fol. 130r (14. Jahrhundert)
Aus: Wikipedia

Didascalicon 6,3

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Käfer

Ein Mann wacht morgens auf und stellt eine sehr ungewöhnliche Veränderung an sich fest.

Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheueren Ungeziefer verwandelt.

Franz Kafka

Kommentar

„Ungeziefer“ sind eben Käfer, Spinnen usw., „ungeheuer“ = riesig.

Ob eine Geschichte, die so schlecht anfängt, gut ausgehen kann?

Autor und Werk

Franz Kafka (1883-1924), einer der „Klassiker der Moderne“, lebte in Prag.

Das ist der erste Satz aus einer der bekanntesten Erzählungen von Kafka, nämlich aus „Die Verwandlung“, 1912 entstanden. Und eine Geschichte, die so spannend anfängt, wollen Sie sicher selbst zu Ende lesen: Die Verwandlung.

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Goldene Regel

Eine einfache, universale, eigentlich sehr nützliche Verhaltensregel – an die sich merkwürdigerweise trotzdem niemand hält.

Was du nicht willst, dass man dir tu,
das füg auch keinem andern zu.

Spruch („Goldene Regel“)

Kommentar

Diese „Goldene Regel“ gibt es, in variierter Form natürlich, in vielen Kulturen bzw. Religionen.

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Warum (nicht) Europa? (1)

Einige Fragen zum Thema Europa.

Die Europäer – oder Westler – befassen sich schon ziemlich lange mit der Frage, weshalb – wie sie glauben – die moderne Welt gerade in Europa angefangen hat.

In klassischer Form hat die Frage der berühmte Soziologe Max Weber formuliert. Wie kommt’s, fragt er, in einem ziemlich langen und schwierigen Satz, den wir nicht wörtlich wiederzugeben brauchen, wie kommt es, dass gerade im Westen bestimmte Phänomene zuerst aufgetreten sind, die sich dann in der ganzen Welt verbreitet haben: der Kapitalismus, die modernen Nationalstaaten mit ausgebauter Bürokratie, die Industrialisierung, aber auch die perspektivische Malerei, die mehrstimmige Musik, und Einiges mehr. (Die Weber-Frage finden Sie hier auf meiner Webseite: Warum Europa?)

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Gesellschaft ohne Religion

Welche Art von Gesellschaft gab es noch nie?

… es gab noch nie eine menschliche Gesellschaft, deren allgemein und von allen geteilte Kultur nicht religiös war.

Hanegraaff

Kommentar

Jedenfalls „bis zur Aufklärung“, meint der Autor. Wir, der Westen seit dem 18. Jahrhundert, leben also in der ersten derartigen Gesellschaft. Irgendwer muss ja mal anfangen.

Allerdings auch wieder nicht der ganze Westen. Wissen Sie, für welches ziemlich wichtige Land des Westens diese Aussage gar nicht zutrifft?

„Gesellschaft ohne Religion“ weiterlesen

Gerüchte

Anna wurde schon zum zweitenmal zusammen mit Jörg gesehen …

So gibt es z.B. keine Art von Gerüchten, die so leicht entsteht und sich – vor allem auf dem Land und in Provinzstädtchen – so schnell verbreitet, wie Gerüchte über Heiraten. Zwei junge Leute brauchen sich bloß zweimal zu sehen, und schon sind sie in den Augen der Nachbarschaft ein Paar.

Das Vergnügen, eine so interessante Neuigkeit weiterzuerzählen, der Erste zu sein, der sie berichtet, verbreitet die Kunde. Das ist so bekannt, dass kein vernünftiger Mensch solchen Berichten Beachtung schenkt, bis er sie durch größere Evidenz bestätigt findet.

David Hume
„Gerüchte“ weiterlesen

Gerhilde und die anderen

Etwas (verschärftes) Aussprachetraining. Lesen Sie laut und so schnell wie möglich.

Gerhilde, Ortlinde, Waltraute und Schwertleite, später Helmwige, Siegrune, Grimgerde, Rossweisse, Brünnhilde, Sieglinde. Gerhilde, Ortlinde, Waltraute und Schwertleite haben sich auf der Felsspitze, an und über der Höhle, gelagert, sie sind in voller Waffenrüstung.

Richard Wagner

Kommentar

Ich als alter Germane brauche 12 Sekunden, um meine Walküren-Großtanten anzukündigen. Nehmen Sie sich daran ein Beispiel.

Es ist übrigens die Regieanweisung ganz zu Anfang des dritten Akts der „Walküre“ von Richard Wagner. Was unmittelbar darauf musikalisch folgt, ist ziemlich bekannt; nicht nur, aber auch wegen eines amerikanischen Films aus den späten 70er Jahren. Wissen Sie, wovon die Rede ist?

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Epos und Epigramm

Der „kleine Unterschied“ scheint hier ein großer zu sein.

Weibeslust liegt neben der männlichen wie ein Epos neben einem Epigramm.

Karl Kraus

Kommentar

„Epos“ und „Epigramm“ sind literarische Formen, die sich u.a. durch ihren Umfang sehr deutlich voneinander unterscheiden. Eins ist sehr kurz, das andere sehr lang. Und zwar welches? (Die Frage können Sie auch beantworten, wenn Sie über geringe literarische Kenntnisse verfügen – dafür über umfangreichere Erfahrungen mit Weibeslust.)

„Epos und Epigramm“ weiterlesen

Einwanderungsland?

Ist Deutschland eigentlich ein Einwanderungsland?

Die Bundesrepublik Deutschland ist kein Einwanderungsland. Sie versteht sich als ein Aufenthaltsland für Ausländer, die in der Regel nach einem mehr oder weniger langen Aufenthalt aus eigenem Entschluss in ihre Heimat zurückkehren.

Bund-Länder-Kommission

Kommentar

Bevor man in Deutschland anfing, über die Frage zu diskutieren, ob der Islam zu Deutschland gehört, hatte man schon dreißig Jahre lang gestritten, ob Deutschland ein Einwanderungsland ist. Das war sozusagen die frühere Version der Frage aller Fragen.

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Die Zeit

Was ist die Zeit? Augustinus, einer der „Kirchenväter“ der katholischen Kirche, weiß es – aber nicht immer.

Was ist also die Zeit? Wenn mich niemand danach fragt, weiß ich es, wenn ich es aber einem, der mich fragt, erklären sollte, weiß ich es nicht.

Augustinus

Kommentar

Viele Menschen haben dieses Problem in Prüfungen, nicht nur beim Thema Zeit. Leider akzeptieren die meisten Prüfer die Entschuldigung des Augustinus nicht.

Autor und Werk

Augustinus, 354-430 n.Chr., einer der wichtigsten Denker des frühen Katholizismus – also ein „Kirchenvater“ -, in seinen berühmten „Bekenntnissen“.