Freiheit und Wahrheit

Mit der Französischen Revolution schienen die Freiheit und die Wahrheit gesiegt zu haben. Aber fünfzig Jahre danach:

Seit der Französischen Revolution läuft die Geschichte nun über ein halbes Jahrhundert, und wir haben es dahin gebracht, dass fast überall die Freiheit Hochverrat und die Wahrheit Ketzerei ist. Die Welt muss die Freiheit gegen die Herren und die Wahrheit gegen die Unwissenden wieder zu Ehren bringen.

Arnold Ruge

Kommentar

Aber wie stehen die Chancen?

Wird sie es vermögen? Wer sollte nicht zweifelhaft werden, in Zeiten wie die unsrigen?

Und in Zeiten wie die unsrigen? Die vielleicht nicht so unähnlich sind? Fällt Ihnen etwas ein, was Anlass zur Hoffnung geben könnte?

Autor und Werk

Arnold Ruge, 1802-1880

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Arbeitskräfte und Menschen

Man ruft Arbeitskräfte ins Land, und wer kommt?

„Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kommen Menschen.“

Max Frisch

Kommentar

Das konnte man fast selbst erraten. Trotzdem hatten und haben viele Schwierigkeiten, es zu verstehen.

Es geht um die Anfänge der Nachkriegsimmigration in die nördlichen europäischen Industrieländer. Eins der berühmtesten Statements zum Thema.

Autor und Werk

Max Frisch, 1911-1921, Schweizer Schriftsteller

1965

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Waldgespräch

Ein Mann begegnet nachts, im Wald, einer schönen Braut. Wie romantisch!

Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reit’st du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!

Eichendorff

Kommentar

Allerdings, wie oft in solchen Situationen, läuft nicht alles ganz glatt. Wollen Sie spekulieren?

Autor und Werk

Joseph von Eichendorff, 1788-1857

1815, das Gedicht heißt eben „Waldgespräch“. Einerseits ein durchaus treffender Titel, andererseits – gar nicht.

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Selber tun

Rettet uns wohl ein höheres Wesen, wenn wir in Not sind? Und wenn nicht – was dann?

Es rettet uns kein höh’res Wesen,
kein Gott, kein Kaiser noch Tribun.
Uns aus dem Elend zu erlösen,
können wir nur selber tun.

Pottier / Luckhardt

Kommentar

Das konnte man sich denken – alles muss man selber tun. Aus welchem bekannten Lied stammen übrigens die Verse?

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Schöngebackene Torten

Aus Knaben werden Männer …

Als ich ein Knabe war, fühlte ich immer eine brennende Sehnsucht, wenn schöngebackene Torten, wovon ich nichts bekommen sollte, duftig-offen, bei mir vorübergetragen wurden; späterhin …

Heinrich Heine

Kommentar

Später(hin): was? Wirklich kein schwieriges Rätsel.

Autor und Werk

Heinrich Heine, 1797-1856

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Schöne Fehler

Frauen sind bekanntlich schöner als Männer – aber sind auch ihre Fehler schöner als die von Männern?

Es ist sehr reizend, ein ausländisches Frauenzimmer unsere Sprache sprechen und mit schönen Lippen Fehler machen zu hören. Bei Männern ist es nicht so.

Lichtenberg

Kommentar

Frauenzimmer ist ein altes Wort für Frau. Heute verwendet man es noch, wenn man mit weniger reizenden Vertreterinnen des Genders zu tun hat – z.B. in Ausrufen wie So ein blödes Frauenzimmer!

Autor und Werk

Georg Christoph Lichtenberg, 1742-1799

Aus den „Sudelbüchern“

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