Feuilleton

Neulich habe ich dem Kurs erklärt, was Feuilleton bzw. Feuilletonsprache ist und wo der Unterschied zu beispielsweise populärwissenschaftlichen Sachtexten liegt. Zum Glück war es ein Deutschkurs auf Niveau B2, mit Leuten, die im Leben noch nie was Feuilletonistisches gelesen haben, überhaupt nie eine Zeitung in die Hand nehmen, dem ich diese Dinge erklären musste, denn sie haben schnell alles verstanden. Hätte es sich um eine Versammlung von DaF-Lehrwerk-AutorInnen gehandelt, wäre ich jetzt noch nicht fertig mit Erklären.

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Schwer und schwierig

Jeder Kurs, der etwas auf sich hält, fühlt einem neuen Lehrer erst mal auf den Zahn. Man will wissen, mit wem man es zu tun hat und ob er oder sie was kann. Außerdem verführt die Anhänglichkeit an frühere Lehrer zu anfänglicher Widerborstigkeit gegenüber dem Neuen. Jedenfalls gibt es in den ersten Tagen in einem neuen Kurs immer irgendwelche Tests zu bestehen. Manchmal reine Autoritätsaustestungen, meistens aber Wissenstests. Bei solchen Gelegenheiten erfährt dann der Neue, was sein Kurs bei Kolleginnen und Kollegen gelernt hat, denn gegen deren Weisheit muss er ja nun gewöhnlich antreten. „Mein Lehrer hat aber gesagt, dass …“.

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Wahnsinn und Methode

Wäre es denkbar, dass manche LehrbuchautorInnen den Bezug zu allen Klassenzimmer-Realitäten verloren haben? Keine Ahnung mehr haben, welche Grammatik auf welchem Niveau verdaubar, welcher Wortschatz zumutbar ist? Wir kommen einer positiven Antwort auf diese Frage näher, wenn wir anhand einer Gegenüberstellung von Lehrbuch-Wortschatzauswahl und gleichzeitigem tatsächlichem Wortschatzbedarf in einem wichtigen Bereich der DaF-Didaktik illustrieren, wie groß der Realitätsverlust tatsächlich ist. Wir sind in Aspekte B2, Lektion 2., 1. Teil, S. 114. Auszug aus der Wortschatzliste zu Lektion 2.

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Das erste Mal

Neulich war eine TNin stolz und happy, weil sie, Zitat, „zum ersten Mal einen ganzen Text verstanden“ hatte. Ich bin ganz schön erschrocken. Erzählen Sie das bloß keinem, sagte ich. Wenn das ein DaF-Didaktiker hört!

Eigentlich hätte sie in vier Monaten Deutschunterricht kapieren können, dass so etwas nicht mehr geht. Bei uns gibt es „Globalverstehen“, „Detailverstehen“ und „selektives Verstehen“. Aber nicht „Text verstehen“ – das haben zuletzt die ewig-gestrigen Späthumanisten im Lateinunterricht praktiziert, oder der Religionsunterricht – aber nicht wir modernen DaFler.

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Pfusch am (Sprach)bau(stein)

Wir sind in einer B2-Prüfung, Teil Leseverstehen, Aufgabe „Sprachbausteine 2“, bei allen Lernenden zu Recht gefürchtet, weil offenbar von Leuten gemacht, die sich keinen Deut um Niveau-Angemessenheit von Prüfungsfragen scheren, wahrscheinlich nicht einmal imstande wären, Kriterien dafür anzugeben, und solche, wenn es sie gäbe, jedenfalls wegen mangelnder Einsicht nicht anzuwenden wüssten.

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DaF katholisch

Justus Sustermans Portrait of Galileo Galile 1636
Justus Sustermans, Public domain, via Wikimedia Commons

Als Galilei durch sein neues Teleskop die Jupitermonde entdeckt hatte, glaubte er, auch seine Kirchenpatrone von deren Existenz überzeugen zu können, indem er sie einfach mal durchgucken ließ; womit er sich bekanntlich getäuscht haben sollte. Man wollte sich nicht von einem unbekannten Teufelsgerät ins Bockshorn jagen lassen. 150 Jahre später dachte noch Goethe nicht viel anders, als er den Prismen misstraute und Newton widerlegen wollte.

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Muss man „viel sprechen“?

Über eine fragwürdige Empfehlung für Deutschlernende.

Hat man Ihnen schon mal gesagt, dass Sie viel sprechen sollen, wenn Sie schnell und gut Deutsch lernen wollen? Wahrscheinlich nicht nur einmal, und auch nicht nur im Unterricht; wahrscheinlich wussten Sie’s sogar schon selbst, bevor Sie es zum ersten Mal von anderen vernommen haben. Aber muss es deshalb richtig sein?

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Antidaf!

Antidaf? Was ist das? Meinten Sie vielleicht Antifa und haben sich verbuchstabiert? Oder sind Sie gegen die AfD und wollten Ihr Anliegen orthographisch verschleiern? – Keineswegs. Zwar ist gegen Antifa nichts einzuwenden, im Gegensatz zur AfD; aber was eben auch nötig ist in unseren bewegten Zeiten, ist AntiDaF.

Wieso, fragen Sie? Hatten Sie schon mal ein DaF-Lehrbuch in der Hand? Oder gar versucht, damit Unterricht zu machen? Haben Sie sich schon mal eine DaF-Prüfung aus der Nähe angeguckt? Oder gar eine ablegen müssen? Haben Sie sich schon mal gefragt, warum trotzdem alle drei Monate ein neues DaF-Werk aus der Presse kommt, immer bestenfalls genauso schlecht wie das letzte?

Und das sind nur die allerersten Anfangsgründe der DaF-Kritik, die übrigens in all ihren Manifestationen über zwei gemeinsame Nenner verfügt. Der eine heißt Raffgier rsp. Kapitalismus, der andere „Theater des Absurden“ rsp. Bürokratismus. Wenn Sie also mal wieder ein bisschen Karl Marx oder auch Max Weber lesen, sind Sie gut gerüstet für die hier veranstalteten Erkundungen des schwarzen Kontinents DaF. Und verstehen auch, dass AntiDaF vielleicht doch nicht nur zufällig nach Antifa klingt.