Spuk im Klassenzimmer

Wie man mit ansteckendem Irrationalismus fertig wird – im Klassenzimmer und anderswo.

Die „Wechselpräpositionen“ sind eigentlich kein sehr schwieriges Thema. Das Prinzip ist in ein paar Minuten erklärt. Bestimmte Präpositionen können je nach Funktion zwei Kasus haben: den Akkusativ, wenn sie zu einer Richtungsangabe (wohin?) gehören, den Dativ, wenn sie zu einer Ortsangabe (wo?) gehören. Ich hatte in zwanzig Jahren nie Schwierigkeiten, dem Kurs die Wechselpräpositionen zu erklären. Natürlich muss man dann viel üben, und es kann lange dauern, bis die richtigen Formen auch beim Sprechen schnell abrufbar sind. Aber wie gesagt: zu verstehen gibt es hier wirklich nicht viel.

Nur einmal, ein einziges Mal, war auch dieses Wenige noch zu viel.

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Was ist Fatalismus?

Der Mensch und die höheren Mächte

Fatalismus ist der Glaube, dass man gegen manche unangenehmen Dinge im Leben einfach nichts tun kann. Als Einzelner nicht, gemeinsam mit anderen nicht, als Menschheit nicht. Fatalismus ist der Glaube an die höhere Macht des Schicksals; und so heißt Schicksal nicht zufällig auf Lateinisch fatum.

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„Einen Unterschied machen“

Wörtliche Übersetzungen sind keine Übersetzungen – nicht mal, wenn sie von einem Bundesminister stammen.

Wenn Sie des Englischen mächtig sind, kennen Sie sicher auch den häufig verwendeten Ausdruck to make a difference; und wenn Sie im Deutschen schon fortgeschritten sind, ist Ihnen vielleicht auch die korrekte Übersetzung bekannt: etwas bewirken oder etwas erreichen, oder kontextabhängig auch andere Ausdrücke.

Wenn du als Politiker etwas bewirken / erreichen willst, musst du die Menschen für deine Ideen gewinnen. (If you want to make a difference … )

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Trump und Tunesien

Gibt es eine „moralische Anlage“ im Menschengeschlecht?

Es kommt nicht oft vor, dass ein DaF-Kurs mit der gleichen Zahl von Teilnehmern über die Ziellinie geht, mit der er begonnen hatte. Unterwegs verliert mancher die Lust oder muss aus irgendwelchen Gründen umdisponieren. Aber dass man auf halbem Weg mit nur noch einer Teilnehmerin dasitzt, passiert auch nicht oft. Ich weiß nicht mehr, wie es in meinem Kurs im Herbst 2010 zu einem solchen Schwund gekommen war. An die verbleibende Teilnehmerin erinnere ich mich dafür umso besser, und nicht nur, weil sie zwangsläufig im Zentrum meiner Aufmerksamkeit und Zuwendung stand.

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Arbeitskräfte und Menschen

Man ruft Arbeitskräfte ins Land, und wer kommt?

„Man hat Arbeitskräfte gerufen und es kommen Menschen.“

Max Frisch

Kommentar

Das konnte man fast selbst erraten. Trotzdem hatten und haben viele Schwierigkeiten, es zu verstehen.

Es geht um die Anfänge der Nachkriegsimmigration in die nördlichen europäischen Industrieländer. Eins der berühmtesten Statements zum Thema.

Autor und Werk

Max Frisch, 1911-1921, Schweizer Schriftsteller

1965

-> ATL

Textarbeit

Wie man aus Texten das Beste macht.

Was tun Sie, wenn Sie einen Text gelesen und vielleicht die Fragen dazu beantwortet haben? Sicher dasselbe wie die meisten Deutschlernenden, nämlich das Buch zuklappen und den Text, mit allen Fragen und neuen Wörtern, so schnell wie möglich wieder vergessen. Wenn Sie das für den einzig angemessenen Umgang mit Lesetexten halten, brauchen Sie den Rest dieses Artikels nicht zu lesen; bzw. sollten Sie unbedingt den Rest dieses Artikels lesen – je nachdem, ob Sie sich „eines Besseren belehren“ lassen wollen – oder nicht.

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Waldgespräch

Ein Mann begegnet nachts, im Wald, einer schönen Braut. Wie romantisch!

Es ist schon spät, es wird schon kalt,
Was reit’st du einsam durch den Wald?
Der Wald ist lang, du bist allein,
Du schöne Braut! Ich führ dich heim!

Eichendorff

Kommentar

Allerdings, wie oft in solchen Situationen, läuft nicht alles ganz glatt. Wollen Sie spekulieren?

Autor und Werk

Joseph von Eichendorff, 1788-1857

1815, das Gedicht heißt eben „Waldgespräch“. Einerseits ein durchaus treffender Titel, andererseits – gar nicht.

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